Narrentypen

Polizeischantle

Als Einzelfigur bildet der „Aistaiger Polizeischantle“ die Spitze des Narrensprungs vor den Hanseln. Mit seiner stattlichen Figur stellt er eine majestätische Erscheinung dar. Dabei unterscheidet sich der Polizeischantle deutlich vom normalen Schantle. Statt eines Kleides aus Metzgerleinen mit bunten Flecken trägt er eine Uniform aus grünem Stoff mit goldenen Aufschlägen und Schulterklappen. Er trägt auch keine Haube, sondern eine Hanfperücke ohne Hut. Der Polizeischantle trägt 2 Ehrenorden, den Hausorden der Narrenzunft Aistaig und den Orden des Narrentreffens von 1972. Er ist der Polizeiuniform der 1880er – 1910er Jahre nachempfunden. Seine Larve trägt auch einen Bart, welcher bei normalen Schantle eher untypisch ist. Mit seinem Säbel gibt er den Takt zum Springen der Narren an. Bei Veranstaltungen an denen der Polizeischantle dabei ist, betritt er als erster Narr die Bühne und verlässt diese auch als erster wieder. Der Polizeischantle ist eine absolute Autoritätsperson und alle Narren horchen auf sein Wort.

Narro

Beim Narro handelt es sich um einen Weißnarren. Beim Aistaiger Narro ist das Vorbild des Oberndorfer Narros nicht zu verleugnen, nach dem Vorbild des Villinger Narros. In Villingen war 1927 eine Abordnung der Aistaiger Zunft um das Kleid dort vorzustellen, der erste Entwurf wurde abgelehnt da auf einem Beinkleid Nonnen abgebildet waren. Daraufhin wurden diese durch zwei Flößer ersetzt. Als Vorbild diente der letzte Neckarflößers Aistaigs, welcher auch den Flößerbrunnen ziert. Er trägt ein mit Öl oder Öl-Wachs-Farben bemaltes weißes „Leinen-Kleidle“. 

Eine Besonderheit und wiederum einmalig in der schwäbisch-alemannischen Fastnacht ist die Brezelstange in der Oberndorfer Umgebung. Ursprünglich war die Brezelstange wohl ein einfacher Besenstiel, wie alte Fotos bezeugen. Heute ist sie etwas komfortabler mit einer Art Parierstange zu vergleichen. Wie der Name erahnen lässt, trägt der Narro darauf etwa 25 Brezeln durch die Straßen, um sie unter den Zuschauern zu verteilen und auszuwerfen. Auch hier wurde die Aistaiger Zunft schon bei einem frühen Treffen in Villingen positiv und als sehr freigiebig erwähnt!

Larve: Der Narro trägt eine Larve genannte Maske aus Lindenholz. Im Gegensatz zu Oberndorf haben wir eine barocke Glattlarve, ähnlich einem barockem Putto. Eine sogenannte Bartlarve trägt unser Narro nicht.
Weiterhin trägt der Narro vier Riemen mit kupfernen Schellen überkreuz auf den Schultern. Die Bemalung eines Narro ist sehr aufwändig. Die Haube steht zur Bemalung zur freien Verfügung. Die karierten rot/weißen Ärmel wurden vom damaligen Elferrat in den 1960er Jahren abgeschafft. Die Bemalung nimmt etwa 80 bis 100 Stunden in Anspruch und wird nur noch von wenigen beherrscht.
Haube: Das Kopfteil, vom Schnitt her eine Gugel, trägt ein grünes Biedermeierhütchen mit rotem Band, schwarzen Hahnenfedern und Blumen, sowie die Larve. Auch hier finden sich bei älteren Modellen Variationen. Viele sind nur mit den „Bauernrosen“ und der Rand mit den rot/gelben Zacken wie an der Jacke bemalt, auch wird das Aistaiger Wappen gezeigt. Am Übergang zur Larve ist ein schwarzer Rosshaarzopf angenäht, an dessen Enden kleine Ohrgehänge aus bunten Glasperlen baumeln. Außerdem wird an der Haube die Plakette 10 oder 25  Jahre Narrensprung geführt. Weiter werden die Sprungbändel für die Teilnahme am Narrensprung am Fasnetsdienstag angeheftet.
Kittel: Das Rückenbild zeigt zwei gekreuzte Fische als Zeichen der Verbundenheit zum Christentum. Vorn und an den Ärmeln sind Ranken mit roten und blauen „Bauernrosen“ aufgemalt. Von der Bemalung im Brustbereich sieht man allerdings recht wenig, weil sie von den Schellenriemen und zwei großen Seidentüchern verdeckt wird, es zeigt einen Ritter mit einer Hellebarde als Verweis zu unserer Ritterburg, der Burg Bogeneck. An die Ritterzeit erinnern auch die Schwerter die auf den Ärmeln neben den Bauernrosenranken zu sehen sind. Der untere Saum des Kittels wird von gelb/roten Zacken eingefasst.
Hose: Vorne trägt die sehr weit geschnittene und unten gebundene Hose den Aistaiger Flößer in Anlehnung an das uralte Handwerk. Die Rückseite der Hose trägt die Schlange und Eidechse vom Schlangenberg der sich südlich unterhalb des Bollerfels befindet. Die angedeutete Hosennaht trägt auch die rot/gelben Zacken.

Hansel

Der Aistaiger Hansel – sehr ähnlich dem Oberndorfer Vorbild und einzigartig im schwäbisch-alemannischen Raum – ist mit seinen orangefarbenen Pluderhosen, seinem dunkelroten Kittel, seiner Hanfperücke, der Maske mit Knebelbart sowie einem Sonnenschirmchen eine Verulkung der schwedischen Landsknechte aus den Kriegszeiten des 18. Jahrhunderts. Auf dem dunkelroten Kittel ist vorne längs ein schmaler Streifen orangefarbenen Stoffes, in dessen Mitte ein dunkelrotes Herz aufgenäht ist. Dieses ist meist versteckt von dem Spitzenkragen und den ledernen Riemen der Glocken. Sein kupfernes „Gschell“ (Glocken) besteht aus bis zu vier Riemen. Er trägt ein Körbchen voller Bonbons – im Schwäbischen auch „Gutsle“ genannt, die er den Zuschauern schenkt. Die Hansel bilden die erste der vier Gruppen der Aistaiger Fasnet, die zweite Gruppe bilden die Narros und den Abschluss des Narrensprungs die Schantle und Kropfer.

Schantle

Der Schantle, der sonst nur noch in einer etwas anderen Form in Rottweil, Böhringen und in Schwenningen zu finden ist, ist eines der ältesten Häs in unserer Fasnet. Es symbolisiert das arme Volk.  Er wurde am wenigsten „verfeinert“ und trägt heute noch seine Hosen und seinen Kittel aus kariertem Metzgerleinen, mit bunten Flecken oder Plätzle besetzt. Auf dem Kittel sowie auf der Kapuze wird auf schwarzem Filzstoff ein bunter Stern aufgestickt. Im Gegensatz zu Oberndorf ist der unterste Flicken nicht schwarz.  Wie der Narro und der Hansel trägt auch er eine aus Lindenholz geschnitzte Maske, allerdings mit markanten Nasen, Zinken, knitz-grinsend, grobschlächtig, fast furchterregend, sowie ein grünes Biedermeierhütchen mit rotem Band. Neben einem Henkelkorb, aus dem er Würste und Orangen verteilt, gehört auch die grün/weiße „Wurstangel“ zu seiner Ausstattung. Im Gegensatz zu Hansel und Narro, die beide springen, humpelt der Schantle. Der Schantle genießt übrigens das Privileg auf die Straße und durch die Lokale gehen zu dürfen, zum sogenannten Aufsagen. Besondere Larventypen sind hier aus dem Hause Esslinger oder Cmelik zu erwähnen, diese tragen „Hauer“ ähnlich dem Rottweiler Federahannes. Die Vielfalt der Larventypen ist hier besonders zu erwähnen und der ganze Stolz einer Familie beim Besitz einer Einzellarve.  Die vom Schantle verteilten Orangen gehen mittelbar auf ein Rüstungsgeschäft der Firma Mauser mit der Türkei im Jahre 1887 zurück.

Kropfer

1986 wurde der von Fritz „Fize“ Lehmann entworfene Kropfer am Bürgerball vorgestellt. Die Kropfer Larve wurde einem Aistaiger Original, Hannes Grötzinger (wohnhaft in der Winterhalde), nachempfunden. Auf dem Kopf trägt er 3 Schnecken in Anlehnung an unseren Narrenmarsch „mir kommed grad vom Schnecka fanga d´Suppagassa ra. Seine Kopfbedeckung ist ein brauner Filzschlapphut mit einer Feder. Die Kapuze trägt auf der Rückseite das Aistaiger Wappen und vorne drei Pfennige und den Spruch „Aistaig, was koscht die Welt“. Ebenso ist an der Kapuze der Kropf angebracht, der auf das jodarme Wasser früher in Aistaig zurückzuführen war.

Der kahkifarbene Gabardine Stoff ist mit über 178000 Stichen bestickt und nicht bemalt, was das Häs sehr edel erscheinen lässt. Die Jacke oder auch Kittel zeigt vorne den Flößerbrunnen und hinten die Burg Bogeneck, welche im späten Mittelalter abgegangen ist und aus deren Steine zum Teil die evangelische Kirche erbaut wurde. Der Kittel sowie die Kapuze ist rot/grün/braun am unteren Rand abgeschlossen. Die Hose ist ebenfalls Kahkifarben und hat einen braunen Streifen seitlich am Bein. Zur Ausstattung gehört verpflichtend ein brauner geschnitzter Holzstock. Der Kropfer läuft mit einem hinkenden Gang am Umzug bei den Schantle mit und eignet sich hervorragend zum Aufsagen. Der Kropfer wirft aus seinem Korb Würste in Form von geringelten Bratwürsten und Schneckenförmige Laugenbackwaren aus. Da der Stoff nicht mehr zu bekommen ist, ist die Anzahl der Kropfer auf 25 Stück begrenzt. Der verstorbene Ehrenelferrat Egon Ade kaufte 1986 den Kropfer mit der Nr. 1.

Bennerrössle

Das jetzige Aistaiger Rössle wurde 1997 von den damaligen Jungelferräten um Gerd Lewald wieder aktiviert und nach altem Vorbild wieder ins Leben gerufen. Das alte Rössle ist in den 60ziger Jahren auf der Schulhausbühne verschwunden und war nicht mehr auffindbar.

Das Rössle hat gegenüber den klassischen „Benner“-Rössle mehrere Alleinstellungsmerkmale. Es besitzt nur einen Treiber der mit einem klassischen Bauernkittel, Kniebundhose mit roten Socken und Schlappmütze gewandet ist. Der Bauerkittel ist derselbe, wie die Elferräte beim „Vergraben“ tragen und stellt einen Neckartäler Bauer dar. Das Gewand hat eher den Stil der schwäbischen Alb oder aus dem alemannischen Raum.

Das Rössle selbst ist mit Umhang in schwarz und lila gehalten und trägt eine Holzlarve mit Gänsefeder und somit recht klassisch gehalten. Der Umhang trägt das Aistaiger Wappen.